Venedig: Eintauchen in die wahre Seele dieser besonderen Stadt am Wasser

von

Sandra Dimo

Sandra Dimo

Hätte man mich vor ein paar Wochen gefragt, welche Stadt ich zuoberst auf meiner Bucketlist habe, hätte ich Venedig nicht erwähnt. Ich liebe Städte mit viel Grün, und ich hatte das Gefühl, dass Venedig mir nicht das bieten würde, was ich mir von einer Stadt erhoffte. Doch als ich zufällig, oder vielleicht auch nicht, die Anzeige für den Fotografie-Workshop von Jürg Kaufmann entdeckte, fühlte ich mich sofort angesprochen: „La Venezia dei Veneziani“ – das Venedig der Venezianer.

Ich meldete mich an, fuhr völlig unvorbereitet und ohne Reiseführer in die Stadt und wurde überrascht. Dass dieses Fotografie-Retreat so ein wunderschönes Erlebnis wird, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können.


Die wahre Seele der Stadt

Als Fremde in dieser Stadt angekommen, wurde ich mit einer Herzlichkeit empfangen, als wäre ich eine alte Bekannte. Jürg Kaufmann, der seit 30 Jahren enge Freundschaften zu Menschen aus Venedig pflegt, hat uns Türen geöffnet, die normalerweise verschlossen bleiben – wie die Gondelwerft des ältesten und besten Gondelbauers der Stadt.


In der Gondelwerft der ältesten und besten Gondelbauer-Familie Venedigs

Venedig im Januar offenbart eine Seite der Stadt, die den meisten Touristen verborgen bleibt. Die Gassen sind ruhig, die Einheimischen entspannt und haben Zeit, Geschichten über ihr Handwerk, ihre Stadt und das Essen zu teilen – Letzteres kommt in Italien bekanntlich nie zu kurz. Während des Workshops hatten wir die Gelegenheit, Venedig bei Sonnenaufgang fast für uns alleine zu erleben. Was mich besonders fasziniert hat, waren die atemberaubenden Lichtverhältnisse – frühmorgens und kurz vor Sonnenuntergang. Da soll einer behaupten, Wasser sei immer blau!

Venedig bei Sonnenaufgang - Wir hatten die Stadt schon fast beinahe für uns alleine um diese Zeit

Ich habe mich bewusst entschieden, mit meinem Smartphone am Workshop teilzunehmen. Zugegeben, anfangs hatte ich Respekt, als Einzige ohne professionelle Kamera und mit wenig Equipment. Aber es war die richtige Entscheidung. Denn letztlich ist die Kamera nur ein Werkzeug. Entscheidend ist, welche Geschichte wir mit dem Bild erzählen möchten. Es geht um Beobachten, Komponieren und Kreativität – und genau das haben wir gelernt. Jürg hat uns immer wieder ermutigt: „Beobachtet und überlegt euch zuerst, welche Geschichte ihr mit dem Foto erzählen möchtet.“

Sie gehören zu der Stadt, wie die Menschen die in ihr Leben - die Möwen.

Jürg Kaufmann, ein ehemaliger Segler und Profifotograf, hat seinen eigenen kreativen Ansatz entwickelt, der es uns ermöglichte, mit offenen Augen und ohne Regeln zu arbeiten. Manuel Martini, Architekturfotograf, brachte uns bei, wie man Architektur inszeniert und die Perspektive richtig setzt, inspiriert von den Gemälden des berühmten venezianischen Malers Canaletto.

Fotografieren als entschleunigender Prozess

Für mich war das Fotografieren eine echte Entschleunigung – ein willkommener Ausgleich zum hektischen Alltag voller Termine. Es gab keinen Druck, keine Eile. Nur der Moment, das Licht und die Komposition des Bildes. Dieser entspannte Prozess hat mir gezeigt, wie wertvoll es ist, sich Zeit zu nehmen, um kreativ zu sein, ohne die ständige Eile des Alltags.

Das Leben am Wasser entschleunigt, ebenso wie das Fotografieren.


Jürgs Freunde: Einblicke in das Venedig der Venezianer

Das Besondere an diesem Workshop war, dass wir Zugang zu Orten und Menschen hatten, die das wahre Venedig repräsentieren. Dank Jürg, der in vielen Jahren tiefe Freundschaften zu Venezianern geknüpft hat, die teils aus uralten Familiengeschlechtern der Stadt stammen und immer noch in Venedig leben.

Übernachtet haben wir mitten in der Stadt im Boutique Hotel von Piero, den Jürg vom Segeln kennt. Er lud uns „by the way“ zu sich zum Apéro ein, als Zeichen der Wertschätzung, dass wir da waren und ein Stück „seiner geliebten Stadt“ kennengelernt haben. Paula, eine wahre Hotelmanagerin, ist definitiv die gute Seele des Hotels. Ein Anruf hier, ein Anruf da, und schon konnten die spontanen Ideen von Jürg und Manuel umgesetzt werden. Dann gibt es noch Dodi, der ebenfalls ein enger Freund von Jürg ist und uns geholfen hat, das Venedig der Venezianer zu erleben – ein Venedig, das sich den Touristenmassen entzieht und uns Zugang zu versteckten Orten und exklusiven Erlebnissen gab. Übrigens, gegessen haben wir jeden Tag auch vom allerfeinsten.

Venedig: Ich werde wiederkommen

Dieser Workshop hat mir nicht nur neue technische Fähigkeiten vermittelt, sondern auch meine Sichtweise auf die Stadt und die Kunst der Fotografie verändert. Venedig hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, die gewohnten Wege zu verlassen, um das Unentdeckte zu finden.

Seit dem Workshop ist eine Woche vergangen. Der Alltag hat mich wieder. Und erst jetzt habe ich mir Zeit genommen, meine Bilder zu betrachten und die vielen Eindrücke zu sortieren. In welcher Form ich das Gelernte in meine eigenen Workshops integrieren werde, weiss ich noch nicht. Aber der Tapetenwechsel regt an zu neuen Ideen. Das ist doch ein gutes Gefühl, würde ich behaupten.


Ein herzliches Dankeschön an euch lieber Jürg und Manuel für diese persönlichen Einblicke in euer Venedig.